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Ein Neptunbrunnen für Warnemünde  

So ein Thema liegt in einem Badeort sehr nahe, wenn nicht zu Nahe. Aber eine Thematik im Künstlerischen ist ja immer nur der Nagel in der Wand, an den man seinen Mantel hängen kann.

Man sucht also nach einer Möglichkeit, die Brücke zwischen den eigenen Neigungen und den Besonderheiten des Ortes zu schlagen.

Die 5m x 5m große Grundplatte ist durch 50cm x 50cm große Platten gegliedert. Diese Platten scheinen von unten angehoben oder gesenkt zu sein, als hätte eine unsichtbare Kraft (möglicherweise Poseidon selbst) von unten geschoben.

Daraus entstanden auch die Sockel für die Nereiden und die abgelegten Insignien des Meeresgottes Neptun auch als Poseidon bekannt. Neben den Nereiden kann man nämlich den Dreispitz, ein Netz, einen Fisch sowie Sandalen des Poseidon finden.

Er selbst bleibt unsichtbar. Warum? – Weil der Arbeitsplatz des Poseidon logischerweise unter der Wasseroberfläche liegt.

Es gab auch die Annahme, diese heidnische Gottheit habe vor einer Kirche nichts zu suchen. Ganz sicher ist das falsch, denn selbst Dante ging mit Vergil durch das Pugartorium, ohne die Antike gäbe es kein Christentum.

Beides ist für Europa und die europäische Kunst prägnant.

Daraus ergibt sich für mich auch zwingend die figürliche Darstellung oberhalb der „Wasseroberfläche“. Die drei mit Netzen drapierten Nereiden gießen aus ihren Muscheln und Schnecken Wasser in den Brunnen.

Ein kleines Meerungeheuer in der Mitte, lädt zum Spielen ein.

Für die Nereiden standen mir drei wunderbare, junge Frauen Modell – Svantje, Nina und Lydia. Es ging also um Portraithaftigkeit. Hierin lag die Möglichkeit, Schönheit, Jugend und Lebenslust zu zeigen.

Bildende Kunst ist auch Seelsorge, mein Anliegen war es den Platz zu beseelen. Ein Satz aus der Zeit der Aufklärung sagt: “Wer nach Schönheit strebt, strebt auch nach Frieden.“

Mein Brunnen soll dieses in sich vereinen.

Auf MV1 finden Sie derzeitig eine Video von der Eröffnung des Brunnens am 25. Juni 2022 wurde im Ostseebad Warnemünde.